Wo der Begriff Blockbuster wirklich herkommt english
Der Begriff Blockbuster soll laut Wikipedia und einer Reihe anderer Quellen von einer Fliegerbombe von enormer Größe und Sprengkraft abstammen, die im Zweiten Weltkrieg in deutschen Städten die Straßen leerte und ganze Wohnblock in die Luft fliegen ließ. Auf Filme übertragen hieße das, dass Wohnblocks oder Wohngegenden mit besonders erfolgreichen Filmen, eben Blockbustern, geleert werden konnten.
Eine verwandte Bedeutung für Blockbuster bietet The New Oxford American Dictionary (2001) im Sinne von Gentrifikation. Langenscheidts Dictionary of American Slang (Appendix 1975) erklärt blockbust so: „To persuade white property owners to sell their homes quickly and often below true value for fear that Negroes will move into the area.“ Ein blockbuster ist demnach „A real estate agent or agency who practices blockbusting.“
Schon in der Frühzeit des Films verlangten Filmfirmen wie Paramount von den Kinobetreibern, Blockbuchungen ihrer Jahresproduktion zu akzeptieren, denn durch den gesicherten Verleih von Filmen, deren Erfolg nicht vorhersehbar war, sicherten sich die Produzenten die Budgets für die nächsten Filme. Die Kinobetreiber wehrten sich und schon 1917 wurden die Blockbuchungen eingestellt. (Lewis Jacobs: The Rise of the American Film, 1968, S. 165.)
Die Monopolbildung wurde zwar 1938 gesetzlich verboten, die Abhängigkeit der Abspielstätten von den großen Verleihern blieb aber bestehen. Buchungen von Filmen en bloc führten zu einem von den Verleihern vorgenommenen strikten Zeitkorsett. Es kam aber immer wieder vor, dass ein Film unerwartet so erfolgreich war, dass ihn die Kinobesitzer nicht absetzten, sodass das Blocksystem gesprengt (busted) wurde. Diese Filme wurden – zunächst branchenintern und vermutlich schon in den 30er Jahren, wenn nicht sogar früher – Blockbuster genannt.
Bekannt wurde der Begriff aber zuerst durch die mächtige Bombe. 1943, als sie erstmals auf Berlin fiel, spielte sie auch eine lustige Rolle in dem Bugs Bunny Cartoon Falling Hare, wo sie als block-buster bezeichnet wird. Ein öfters angeführtes Zitat soll belegen, dass im Zusammenhang mit einem Musical schon 1942 von block-buster gesprochen wurde („a block-buster of an idea for a musical play“). Der Ausspruch, bezogen auf das Jahr 1942, stammt allerdings von 1957, also aus einer Zeit, als es schon Blockbuster-Filme gab, und lautet in voller Länge: „One day I had what seemed to me like a block-buster idea of a musical play.“ (The Oxford English Dictionary, 1989).
Als der Begriff im folgenden Jahrzehnt verspätet aus dem Krieg ins Filmgeschäft zurückkehrte, war sein Ruf als „Straßenfeger“ nach 15 Jahren nicht mehr der allerbeste. Zunächst wurde damit großer Aufwand gemeint, der in erster Linie dem großen Konkurrenten Fernsehen auf den kleinen Kopf fallen sollte, aber künstlerische Qualität vermissen ließ. Produktionen mit großem Budget zielten auf den kommerziellen Erfolg mit neuer Technik (Cinerama, VistaVision, 70 mm), großen Stars und populären Geschichten in Überlänge. Als die Presse den Begriff Blockbuster Ende der 1950er, Anfang der 1960er Jahre aufgriff, wurden die Großproduktionen durchaus kritisch betrachtet. (Penelope Houston und John Gillett: „The Theory and Practice of Blockbusting“. In: Sight and Sound, Spring 1963.)
Zu den Blockbustern gehörten zwischen 1959 und 1966 Filme wie Ben Hur, Spartacus, West Side Story, Lawrence von Arabien, Die größte Geschichte aller Zeiten und Die Bibel. Cleopatra bildete 1963 den Höhepunkt dieser Entwicklung und läutete zugleich ihr Ende ein. Es gab nämlich auch Misserfolge, die als box-office bombs bezeichnet wurden. Mit dem New American Cinema gerieten die prachtvollen Geldmaschinen und Trutzburgen gegen die Konkurrenz des kleinen Fernsehbildschirms aus dem Blickpunkt und mit ihnen die Bezeichnung Blockbuster.
Die Katastrophenfilme der frühen 70er Jahre, wie etwa The Towering Inferno, waren zwar Großproduktionen mit vielen Stars, wurden aber nicht mehr als Blockbuster bezeichnet, da der Begriff bei der Kritik noch immer einen schlechten Beigeschmack hatte . Umgekehrt machte der unerwartet große Erfolg relativ kleiner Produktionen wie Taxi Driver oder Der weiße Hai sie nicht zu Blockbustern in der alten Bedeutung. Ein Comeback erlebte Blockbuster erst, als die Erfolgsgeneration der 70er Jahre selbst Großproduktionen wie The Godfather, Star Wars und Apocalypse Now herstellte und die Werbestrategien dieser Epoche ihm endlich die glanzvolle Bedeutung verliehen, die er behalten und auch in anderen Bereichen (Literatur, Pop-Musik, Theater etc.) zunehmend gewinnen sollte.