1969
Von den 78 Spielfilmen, die zwischen 1947 und 1967 entstanden und an denen österr. Produktionen beteiligt waren, gelang es dreien, sich über die Bedeutungslosigkeit der übrigen zu erheben: Der Prozeß (1948), Die letzte Brücke (1954) und Puntilla und sein Knecht Matti (1956). Die beiden letzten Filme stammen von den Nicht-Österreichern Käutner und Cavalcanti und sind sowohl in ihrer Art als auch in den Auswirkungen für den übrigen österr. Film (nämlich keine) Fremdkörper in der hiesigen Filmproduktion. Die Chance für Österreich, Filme von G.W. Pabst zu produzieren, kam nach dem Krieg zu spät, seine Meisterwerke hatte er schon in Deutschland abgeliefert.
Nie in Österreich Filme gemacht haben die bedeutendsten Regisseure österr. Abstammung, Stroheim, Sternberg und Lang; ebenso wenig Billy Wilder, Otto Preminger, Fred Zinnemann. In der spärlichen österr. Filmpublizistik allerdings wird in provinziell-chauvinistischer Weise eine Scheibe vom Glanz der Erfolge im Ausland abgeschnitten und Österreich zugerechnet.
Umgekehrt wird einheimischen Produkten Bedeutung zugesprochen, die sie nicht besitzen. Die Jahre vor dem Krieg gelten als die „goldene Zeit“ des österr. Films. Der Star jener Zeit, Willi Forst, ist noch heute das unerreichte Vorbild mancher Regisseure und Produzenten, österreichischer natürlich. Österreichs Star-Regisseur reicht in seinem Rang nicht einmal an seine Vorbilder René Clair und Ernst Lubitsch. Was im Rang (in der Qualität) noch unter Forst liegt, ist von der Bedeutung, die ein Heimatdichter in seinem Dorf genießt.
Wir sind nicht bereit, unsere Köpfe in den Sand zu stecken, wie es diejenigen tun, denen entweder ein kritisches Urteilsvermögen abgeht oder die einmal an dieser Industrie verdienten und denen sich deshalb die Vergangenheit verklärt, und die Legende vom österr. Film weiter hinzunehmen. Der österr. Film reichte stets vom Mittelmaß bis zur Bedeutungslosigkeit, einen „österr. Film“ als Qualitätsbegriff können wir nirgends entdecken.
Wir schreiben diese Tatsachen, die nicht wiederlegbar sind, nicht aus Böswilligkeit, das Gegenteil wäre uns ja auch lieber, sondern um den Tatsachen Gerechtigkeit wiederfahren zu lassen.